FAQ für Eltern und Bezugspersonen

Diese Fragen und Antworten richten sich an Eltern und Bezugspersonen von Kindern bis ca. 12 Jahre. Sie basieren auf Fachwissen des Universitäts-Kinderspitals Zürich sowie des Zahnmedizinischen Zentrums der Universität Zürich und Kinderzahni Zürich. Ergänzt werden sie durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus Pädagogik, Psychologie und Gesundheitsforschung.


1) Grundprinzipien: Empowerment & Gesundheitskompetenz

Was bedeutet Empowerment im Gesundheitsbereich für mein Kind?
Empowerment bedeutet, Kinder und Familien zu befähigen, aktiv mitzuwirken. Kinder verstehen altersgerecht, was passiert, dürfen Fragen stellen und erhalten kleine Wahlmöglichkeiten (z. B. Kuscheltier, Duft der Narkosemaske). Studien zeigen: vorbereitete Kinder sind kooperativer, haben weniger Angst und erholen sich schneller. Empowerment heisst auch: Ihr Kind erlebt sich nicht als passives „Objekt der Behandlung“, sondern als aktive, mutige Person.

Wie kann ich die Gesundheitskompetenz meiner Familie stärken?
Gesundheitskompetenz heisst, Informationen zu verstehen und im Alltag anzuwenden. Das gelingt, wenn Sie:

  • Fragen stellen, bis alles klar ist – und Ihr Kind dazu ermutigen.
  • Informationen aus verlässlichen Quellen nutzen.
  • Medizinische Themen altersgerecht erklären (z. B. mit Bildern, Geschichten, Spielen).
  • Vorleben, wie man mit Ärztinnen und Ärzten respektvoll und klar spricht.

So lernt Ihr Kind Schritt für Schritt, eigene Gesundheitssignale zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen.

Wie unterstütze ich die psychische Gesundheit in belastenden Situationen?
Kinder übernehmen unbewusst die Gefühle ihrer Eltern. Bleiben Sie ruhig, zeigen Sie Zuversicht und sprechen Sie positiv. Loben Sie Ihr Kind für jeden mutigen Schritt. Kleine Strategien helfen:

  • Atmung: gemeinsam tief ein- und ausatmen.
  • Ablenkung: Geschichten erzählen, Musik hören, Lieblingsspiel mitnehmen.
  • Rituale: Kuscheltier oder Glücksbringer dabeihaben.

2) Arzt- und Spitalbesuch

(in Zusammenarbeit mit Universitäts-Kinderspital Zürich)

Kommunikation & Vorbereitung

Soll ich nachfragen, wenn mir etwas unklar ist?
Ja. Fachpersonen sind geschult, offen zu informieren, merken aber nicht immer, wenn etwas unklar bleibt. Fragen Sie nach – auch mehrfach. Regen Sie Ihr Kind an, neugierig zu sein und selbst Fragen zu stellen.

Wie erkläre ich meinem Kind den Spitalbesuch?
Sprechen Sie ehrlich, aber kindgerecht. Vermeiden Sie „Es tut nicht weh“ – besser: „Es piekst kurz, und dann ist es vorbei.“ Erklären Sie den Sinn („Das hilft dir, gesund zu werden“). Spielen Sie Situationen zu Hause nach (z. B. Pflaster kleben beim Teddy).


Sicherheit & Nähe

Kann ich bei meinem Kind bleiben?
In aller Regel ja. Ihre Anwesenheit gibt Sicherheit, besonders bei Untersuchungen, die Angst machen. Ihre Ruhe und positive Sprache wirken direkt beruhigend.

Was soll ich mitnehmen?
Bringen Sie vertraute Dinge von zu Hause mit (Kuscheltier, Kissen, Buch, Musik). Sie geben Ihrem Kind Geborgenheit und Beschäftigung in Wartezeiten.


Schmerz & Behandlung

Wie geht das Spital mit Schmerzen und Übelkeit um?
Ziel ist, dass Kinder möglichst schmerzfrei sind. Es gibt viele medikamentöse und nichtmedikamentöse Möglichkeiten. Auch Übelkeit nach Operationen oder Medikamenten wird ernst genommen und bestmöglich behandelt.

Wie erkläre ich Infusionen und Pflaster meinem Kind?

  • Ein venöser Zugang ist ein feiner Schlauch, keine Nadel.
  • Entfernen tut kaum weh; das Pflaster ist meist unangenehmer. Spitäler nutzen Sprays oder Tücher.
  • Vorbereitung: Pflaster im Spiel aufkleben und abziehen.

Was, wenn mein Kind Angst vor Spritzen hat?
Vor Injektionen wird oft eine betäubende Creme aufgetragen. Ihre Anwesenheit und Ablenkung (Singen, Spiel, Handy) helfen sehr.


Notfall & Operation

Warum müssen wir warten, obwohl andere schneller drankommen?
Weil nach Dringlichkeit behandelt wird (Triage). Das ist lebensrettend – und bedeutet, dass es Ihrem Kind zum Glück nicht kritisch schlecht geht.

Was passiert vor einer Operation?

  • Kinder können eine Prämedikation bekommen, die beruhigt und schläfrig macht.
  • Eine Bezugsperson darf bis in den Vorraum des OP begleiten.
  • Kinder schlafen meist über eine Maske mit Duft ein; danach wird die Infusion gelegt.
  • Sie sind beim Aufwachen wieder dabei.

Gibt es Einzelzimmer?
Meist Mehrbettzimmer. Einzelzimmer sind selten und für kritische oder ansteckende Fälle reserviert.


3) Zahnarztbesuch

(in Kooperation mit Kinderzahni Zürich und dem Zahnmedizinischen Zentrum Universität Zürich)

Soll ich meinem Kind eigene schlechte Erfahrungen erzählen?
Nein. Schlechte Erfahrungen sollten Sie nicht weitergeben. Jedes Kind soll eigene, unbelastete Erfahrungen machen können.

Machen Belohnungen Sinn?
Grosse Belohnungen im Voraus sind kontraproduktiv. Sie verstärken das ungute Gefühl. Besser ist: ehrliches Lob und kleine gemeinsame Rituale nach der Behandlung.

Welche Sprache ist hilfreich – und welche nicht?
Vermeiden Sie: „Angst“, „weh tun“, „Spritze“, „Zange“, „Zahn ziehen“. Auch beruhigend gemeinte Sätze wie „Du musst keine Angst haben“ konzentrieren das Kind auf Angst.
Besser: „Die Zahnärztin hilft dir, deine Zähne gesund zu machen.“

Soll ich mit Drohungen motivieren?
Nein. Drohungen („weil du nicht geputzt hast…“) schaden. Stellen Sie den Zahnarztbesuch als Hilfe dar, nicht als Strafe.

Soll ich mit ins Behandlungszimmer gehen?
Ja. Halten Sie sich im Hintergrund, damit das Kind direkt mit der Zahnärztin sprechen kann. Ältere Kinder profitieren manchmal davon, allein hineinzugehen.

Was, wenn mein Kind die Behandlung verweigert?
Das kommt vor. Erfahrene Kinderzahnärzt:innen zwingen Ihr Kind nicht. Man bespricht gemeinsam, wie es weitergeht, oder vereinbart einen neuen Termin.

Wird mein Kind gezwungen?
Nein. Untersuchung und Behandlung erfolgen nur mit Einverständnis von Kind und Eltern.


4) Praktische Tipps aus der Forschung

Warum ist Vorbereitung so wichtig?
Studien zeigen: Kinder, die vorbereitet werden, sind ruhiger, kooperativer und brauchen weniger Medikamente. Sie haben weniger traumatische Erinnerungen und mehr Vertrauen ins Gesundheitssystem.

Welche Rolle spielt die Sprache?
Positive, klare Sprache reduziert Stress. Sagen Sie lieber „Du schaffst das“ statt „Hab keine Angst“. Kinder filtern Schlüsselwörter und reagieren stark darauf.

Wie kann ich mein Kind aktiv einbinden?
Geben Sie kleine Wahlmöglichkeiten: Kuscheltier, Lieblingsmusik, Duft der Maske. Auch mitentscheiden („Welches Pflaster wollen wir nehmen?“) vermittelt Selbstwirksamkeit.

Was hilft gegen Wartezeiten?
Warten bedeutet oft, dass es nicht lebensbedrohlich ist. Nutzen Sie die Zeit: Lesen, malen, Geschichten anhören. Ablenkung reduziert Nervosität.

Wie kann ich mein Kind nach einer Behandlung stärken?
Lob, kleine Rituale (z. B. zusammen eine heisse Schokolade trinken, eine Geschichte lesen) helfen, das Erlebnis positiv abzuspeichern. Wichtig: nicht nur „tapfer sein“ loben, sondern auch das Fragenstellen oder das Aushalten von Gefühlen.

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